Ich bin letztens gefragt worden, was ich als Psychotherapeutin denn für die wichtigsten Basics halte, die jeder Laie verstehen sollte. Auf psychologischer Ebene ganz klar: „mind matters most“ und „where your attention goes, your energy flows“. Darum soll es heute aber nicht gehen, denn es gibt noch zwei andere unglaublich wichtige Systeme, die du verstehen solltest: dein Nervensystem und dein Hormonsystem.
In diesem Blog geht es um das Nervensystem.

Die wichtigsten (vereinfachten) Facts:

– Es gibt drei grundlegende Zustände deines Nervensystems: Entspannung (Homöostase), Aktivierung (Kampf/Flucht) und Erstarrung (Totstellreflex, Trauma-Zone).
– Sie gehen mit verschiedenen Gefühlen einher: entspannt, zufrieden, im Kontakt mit sich | erregt, aufgeregt, nervös, wütend, ängstlich (um nur ein paar zu nennen) | hilflos, ohnmächtig, verzweifelt, man spürt sich nicht mehr
– Per se ist Stress nichts Schlimmes. Er wird nur dann schlimm wenn er zum Dauerzustand wird. Das ist leider bei der Mehrheit der Bevölkerung der Fall. Wenn ich hier von Stress rede, meine ich nicht das Gefühl gestresst zu sein, sondern die biochemischen Abläufe in deinem Körper.
Stress heisst: du bist unkonzentriert, nervös, du kannst nicht gut lernen und dir nichts merken, du hast keine Lust mehr auf Sex, du schläfst nicht gut, du kannst nicht mehr wirklich runterfahren, du kriegst deine Mitmenschen nicht mehr richtig mit, deine Mens hat sich verändert, etc.
Hormonell heisst das, dass (u.a.) dein Cortisolspiegel erhöht ist, deine Nebennieren ständig im Alarmmodus sind (im Burn-out sind sie dann erschöpft und machen so gut wie gar nix mehr), dein Immunsystem nicht mehr arbeiten kann, deine Schilddrüsenhormone spinnen und vieles mehr.
– Bitte verstehe, dass das IN deinem Körper abläuft. Verstehe, dass du dein Nervensystem regulieren musst, wenn du dich anders fühlen möchtest. Dein Körper ist NIE gegen dich (auch wenn uns das unter Autoimmunerkrankungen suggeriert wird). Er tut einfach was er kann, um auf äussere und innere Signale zu reagieren. Es ist auch nichts falsch mit dir, wenn du dich gestresst fühlst. Es ist jedoch in deiner Verantwortung etwas zu verändern – und ja, du kannst das! Und ganz ehrlich, wenn du es nicht kannst, dann hast du einfach noch zuviel Gewinn an deiner Stress-Story.
– Körperübungen, Yoga, Natur, Ruhe, digitaler Detox, Medienkonsum runterfahren und – sorry to say – aber auch die Serien sind für dein Nervensystem nicht wirklich Erholung. Berührung und achtsamer Austausch sind für Frauen, DIE zwei Massnahmen schlechthin, um Oxytocin auszuschütten – unser Bindung- und „Anti-Stress“-Hormon.
– Wenn du ein Trauma erlebt hast, wende dich an eine kompetente Therapeutin. Es lohnt sich!
Mehr: – https://www.polyvagalinstitute.org: auf englisch, für alles, die’s wirklich wissen wollen.
– ganz viel tolle Infos und Übungen zum Thema Nervensystem findet ihr in Verena König’s Podcasts.
– Du bist Yogalehrerin oder willst einfach mehr wissen? Dann hier noch ein Link zum ausführlichen Artikel „Yoga & das Nervensystem“ (mit Übungen) von mir.